Aloys Ohlmann
Beerdigungsansprache Aloys Ohlmann am 20.09.2013
durch Pfr. Stephan Sander Ev. Kirchengemeinde Dülken.



Laudatio: Von Hermann Gätje

Eine Passage aus Hermann Hesses Roman „Narziss und Goldmund“ hat sich mir tief eingeprägt, weil ich dabei immer an Maria und Aloys Ohlmann denken muss: „Marie hatte ihm Papier und Feder verschafft, nun saß er in seiner Kammer und zeichnete Stunde um Stunde, füllte die großen Bogen bald mit eilig gekritzelten, bald mit liebevoll zarten Figuren, ließ das überfüllte Bilderbuch seines Innern hinüberwandern aufs Papier.“
In diesen Zeilen ist nach meinem Empfinden die ganze Impulsivität und Spontaneität des Künstlers und Menschen Aloys Ohlmann gefasst. Seine Kunst entsprang einem inneren Antrieb und ist immer das unverfälschte Ergebnis seiner jeweiligen Stimmung. Stilvorgaben hat Aloys abgelehnt, die Vielfalt seines Schaffens erklärt sich daraus, dass seine Werke ausschließlich Ausdruck seiner persönlichen Gefühle waren und er nie Ziel- oder Zweckvorgaben, irgendeiner Kunstideologie folgte. Manierismus und Formalismus hat er abgelehnt, für ihn war Kunst immer Ausdruck der Freiheit des Menschen, der Vielfalt: Er stand allem offen, allen Kulturen, aller Kunst aus aller Welt, aus allem zog er seine Inspiration und bildete in seinem Schaffen seine subjektive Sicht der Dinge ab. So ist ein Werk entstanden, dass in seiner Vielfalt der Motive und Medien einmalig ist: einfühlsame Naturbilder, Agitprop-Collagen, düstere Kriegsszenarien, monolithische Plastiken, aufwendige Ölbilder, sensible Katzenporträts, karikaturenhafte Zeichnungen, Gegenständliches und Abstraktes und und und. Doch bei allen Unterschieden trug alles immer die markante Handschrift seiner unverwechselbaren Persönlichkeit, denn dahinter stand der Mensch Aloys Ohlmann, sein Engagement und seine Menschlichkeit. Dies schätze ich so an seinem Werk, seine Authentizität, seine Unmittelbarkeit, und mir geht es so, dass beim  Betrachten seiner Bilder immer ein Teil von ihm auf mich überspringt und in mir weiterschwingt.
Aloys war ein sehr impulsiver und emotionaler Mensch, dies merkte man auch in Gesprächen. Manchmal war es schwierig, seinen spontanen Gedankengängen und Assoziationen im Detail zu folgen, doch wurde man von seiner Leidenschaft mitgerissen. Ein Funke sprang über, man spürte, dass hier ein Idealist, dass immer der ganze Mensch Aloys in seiner Herzlichkeit zu einem sprach.
Kennengelernt habe ich Aloys im Rahmen der Zusammenstellung eines Gedichtbands aus dem Nachlass des mit ihm befreundeten Lyrikers Werner Reinert, den Aloys illustriert hat. Mit Werner Reinert und anderen Autoren hat Aloys zahlreiche Bücher und Mappen geschaffen, in denen die Texte der Schriftsteller  und seine Illustrationen zu einem stimmigen Kunstwerk zusammenfließen, weil Freundschaft, Seelenverwandtschaft und gegenseitiger Austausch Quelle und Ansporn des gemeinsamen Schaffens waren.
Vor allem diese Künstlerbücher wurden in den letzten Jahren in einigen Ausstellungen in der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek präsentiert, wo ich im Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass arbeite. Neben meiner persönlichen Verbundenheit mit Aloys ist dies ein Zeichen seiner Verbundenheit mit unserem Haus. Wir werden ihn dort in dankbarer Erinnerung behalten.
Ich denke besonders gerne an unsere freundschaftliche, anregende Zusammenarbeit bei dem Lyrikband von Werner Reinert zurück.  Unter den Gedichten findet sich eines, das er Aloys Ohlmann persönlich zugeeignet hat:
Zwischen den Orten

Die Strecke
ist rasch vermessen:
Nabelschnur zerschnitten.
Atemtau gekappt.
Viel geschieht nicht
zwischen den Orten.
Aber ein Falter
reglos auf offener Rose
niemehr verliert ihn
der Blick.

Ich lese nun noch zwei Gedichte von Aloys Ohlmann.

Impressum
Biographie
aktuell
Überblick
Links
Beerdigung